Wat, de kann Platt?  –  unser persönlicher Kommentar

Schon auf dem ersten Blick ist dieses Buch erfreulich bunt und vielseitig und lädt damit zum Schmökern ein. Die Fülle der Artikel, verfasst von einer geradezu unüberschaubaren Vielzahl von Autoren (von denen uns viele persönlich bekannt sind), vermittelt einen interessanten Einblick in das (West)münsterländische, Bentheimisch-Lingensche und das Tecklenburgisch-Osnabrückische Plattdeutsch.

Dabei sind nicht nur die zahlreichen sehr persönlichen Beziehungen vieler Autoren zu ihrem Platt aufschlussreich (und teilweise auch verstörend, z.B. wenn berichtet wird, wie der Lehrer den Gebrauch der plattdeutschen Sprache mit dem Rohrstock ahndete), sondern auch die in vielen Beiträgen enthaltenen historischen Fakten rund ums Plattdeutsch. Dazu möchten wir z.B. auf den Beitrag von Richard Schmieding über die Abendgesellschaft des Zoologischen Gartens e.V. zu Münster hinweisen.

Erstaunt und amüsiert stellten wir fest, dass wir nicht nur mit unserem eigenen Artikel über den auslösenden Moment zum Schreiben unseres Lehrbuches „Dat Mönsterlänner Platt – Lehrbuch“ (S. 98: Der Anstoß) vertreten sind, sondern auch im Artikel der Autorin Anne Fink (S. 225) als „Autoren des Lehrbuches für das Münsterländer Platt“ auftauchen.

Lesenswert wird das Buch auch dadurch, dass interessante Bücher vorgestellt werden. Erwähnen möchten wir hier z.B. das Buch „Puppkrutt Pogo Punkerstewwel“ von Annette Katharina Winkelhorst (S. 293). Frau Winkelhorst schreibt einen überraschend frischen, jugendlichen Plattdeutsch-Stil – das ist einfach ein völlig neues plattdeutsches Lesegefühl.

Wo so viel Licht ist, da ist leider auch Schatten. So können wir nicht nachvollziehen, dass die Herausgeber dieses ansonsten herausragenden Buches auch umstrittenen Büchern eine Werbe- und Verkaufsplattform bieten. In seinem Artikel „Plattdeutsch hat Zukunft“ (S. 127) stellt Dr. Kahl z.B. sein Wörterbuch (für dieses Buch hat er nachweislich große Teile von Walter Borns „Kleines Wörterbuch des Münsterländer Platt“ wortwörtlich (ohne Quellenangabe) abgeschrieben – einschließlich Fehler) sowie sein „Naokieksel“ (das Buch enthält nachweislich zahlreiche sachliche Fehler) vor. Entsprechende Buchbesprechungen fügen wir bei; der Leser kann sich selbst eine objektive Meinung über diese zu Recht umstrittenen Bücher bilden. Diese Buchbesprechungen müssen den Autoren von „Wat, de kann Platt?“ bekannt sein – umso unverständlicher, dass sie diesen Büchern hier eine kritiklose Plattform geboten haben.

Die von Herrn Kahl vorgetragene Schreibweise ist bis heute – zu Recht! – höchst umstritten. Insbesondere löst sie keine Probleme – im Gegenteil, sie schafft neue. Warum er z.B. lang gesprochene Vokale mal mit einfachem, mal mit doppeltem Vokal schreibt (z.B. Breew, Brewe), ist bei ihm abhängig von der Silbenzahl (!!!) – das widerspricht jeder deutschen Schreibkultur. „Breew“ schreibt er mit „w“, obwohl es als „f“ auszusprechen ist – für uns ist das eine bewusste Falschschreibung. Wir fügen eine Besprechung seiner Schreibweise bei.

„Wat, de kann Platt?“ hinterlässt einen positiven Gesamteindruck, der von diesem einen Ausreißer insgesamt kaum getrübt wird. Wir möchten dieses Buch allen Plattdeutschfreunden sehr ans Herz legen – neben vielen oft gehörten und bekannten Sachverhalten steht auch sehr, sehr viel völlig Neues darin.

Buchbesprechung “Wörterbuch des Münsterländer Platt”:

Buchbesprechung “Kahls plattdüütske Naokieksel mit 1.650 Beller”: