Platt für Kinder – Erstes Stück

Erstes Stück

Kasper, Oma

Allgemein:

Die Kinder sollen spielerisch einen ersten Kontakt mit Plattdeutsch erhalten. Dies wird durch die beiden Sympathiefiguren Kasper (spricht nur Platt) und Oma (spricht Hochdeutsch und Platt, spielt immer die Übersetzerin) erreicht.

Kasper ist in diesem Stück eine Figur, die unsicher und ängstlich ist. Die warmherzige Oma beruhigt den Kasper und nimmt ihm die Angst.

Im ersten Stück lernen die Kinder die beiden Handpuppen kennen. Fast nebenbei lernen sie, sich auf Platt zu begrüßen, mit ihrem Namen vorzustellen, bis zehn zu zählen und sich zu verabschieden.

Die Kinder werden aktiv in das Spiel einbezogen.

Szenenaufbau:

Rita (mit Handpuppe Oma) und Rudi (mit Handpuppe Kasper) sitzen auf Stühlen offen vor den Kindern. Diese sitzen auf Stühlen oder auf dem Boden.

Oma: Ich bin Oma. Guten Morgen, Kinder!
Kinder: Hallo Oma!
Kasper: … un ick bin Kasper. Gueden Muorn, Kinner.
Kinder: Gued… (können es nicht aussprechen)
Kasper: (betont langsam und deutlich) Gueden Muorn, Kinner!
Kinder: Gueden Muorn, Kasper!
Oma: Ist euch etwas beim Kasper aufgefallen, Kinder?
Kinder: [Der spricht so komisch]
Oma: Genau, der spricht etwas anders als wir. Der Kasper spricht so, wie die Menschen hier früher gesprochen haben.

Kasper und ich sind heute zu euch in den Kindergarten gekommen, um euch einmal zu erzählen, wie die Menschen früher hier gesprochen haben.

Kasper: (interessiert sich offensichtlich nicht für Omas Gerede, er schaut sich einen Tisch oder die Wand ganz genau an)
Oma: Weiß einer von euch, welche Sprache die Leute früher hier gesprochen haben?
Kinder: Plattdeutsch!
Kasper: (reibt sich die Augen, gähnt)
Oma: (Genau!) Die Sprache hieß Plattdeutsch.
Kasper: (kuschelt sich an Rudis Hals, schläft ein und beginnt, leise zu schnarchen)
Oma: Kann von euch Kindern einer Plattdeutsch sprechen?
Kinder: Nein!
Oma: Das ist aber wirklich schade. Eure Urgroßeltern konnten bestimmt alle Platt.
Kasper: (schnarcht laut)
Oma: Und der Kasper, der spricht heute noch Platt. Kasper, sag mal was auf Platt!
Kasper: (schnarcht sehr laut)
Oma: Das gibt es doch nicht! Wir besuchen hier die Kinder im Kindergarten, und der Kasper schläft ein! (Schüttelt den Kasper) Wackewärn, du Schlaopmüsse!
Kasper: (Schnarcht noch lauter)
Oma: Da hilft nur eins: wir müssen ihn zusammen wach machen. Wir rufen jetzt alle zusammen ganz laut: Wackewärn, du Schlaopmüsse!
Kinder: (rufen) Wackewärn, du Schlaopmüsse!
Oma: Das war viel zu leise. Jetzt mal so laut, wie ihr könnt!
Kinder: (schreien) Wackewärn, du Schlaopmüsse!
Kasper: (Schnarcht sehr, sehr laut)
Oma: So kriegen wir ihn nicht wach. Aber ich weiß, wie wir ihn wachkriegen: mit einem Wach-Mach-Lied! Natürlich auf Platt. Und ihr müsst alle ganz laut mitsingen! Kinder, singt ihr mit?
Kinder: Ja!
Oma: Ich singe euch das Lied einmal vor:
Lieber Kasper, lieber Kasper,
schläfst du noch? Schläfst du noch?
Hörst du nicht die Kinder, hörst du nicht die Kinder?
Werd jetzt wach! Werd jetzt wach!
 
Und jetzt auf Platt. Versucht mal, mitzusingen, ganz laut! Leiwer Kasper, leiwer Kasper,
schlöpps du noch? Schlöpps du noch?
Häörs du nich de Kinner, häörs du nich de Kinner?
Wär nu wacke! Wär nu wacke! Und jetzt noch einmal, alle, ganz laut! Leiwer Kasper, leiwer Kasper,
schlöpps du noch? Schlöpps du noch?
Häörs du nich de Kinner, häörs du nich de Kinner?
Wär nu wacke! Wär nu wacke!
Kasper: (wird wach, erschreckt sich furchtbar)
Wao bin ick hier?
Huch!
Ick häff Angst! Hier sind ja so viële Kinner! So viële Kinner, ick häff Angst!
(klammert sich an Oma fest)
Oma: Aower Kasper! Wao du hier bis? In ‘n Kindergaorden natürlick! Un du moss doch kinne Angst häbben, weil hier so viële Kinner sind.
(an die Kinder gewandt:) Kinder, muss der Kasper vor euch Angst haben?
Kinder: (rufen) Nein!
Oma: Also, Kasper: du moss kinne Angst häbben, dat sind alles ganz leiwe Kinner.
Kasper: Jau, dat wull, aower dat sind so viële!
(grübelt) Ick häff eene Idee;
Wi tällt de Kinner.
Oma: Also, Kasper, du willst die Kinder zählen?
Kasper: Jau. Ick täll de Kinner.
Dann weet ick genau, wu viële Kinner dat sind, un dann weet ich
auk, off ick Angst häbben mott.
Oma: Dann weißt du genau, wie viele Kinder das sind, und dann weisst du auch, ob du Angst haben musst. Du bist mir ja ein schöner Kasper.
Aber wir machen natürlich alle mit, damit du keine Angst mehr hast.
Kinder, darf der Kasper euch alle zählen?
Kinder: Ja!
Kasper: (fängt an zu zählen)
Een Kind – wu hetts du dann?
Oma: Kaspar möchte wissen, wie du heißt.
Kind: Ich heiße Jonas.
Kasper: Dat hett: ick heit Jonas.
Oma: Das ist Platt und heißt: ich heiße Jonas.
Kasper: Twee – wu hetts du dann?
Kind: Ick heit Leo.
Kasper: Drei – wu hetts du dann?
Kasper: Teihn Kinner. Dat mott ick noch maol tällen. Een, twee, drei, …
Oma: Warum zählst du denn nicht weiter? Das sind doch viel mehr als zehn Kinder!
Kasper: (windet sich, murmelt etwas)
Oma: Hä? Ich versteh dich nicht!
Kasper: (leise) Ick kann doch bloß bis teihn tällen.
Oma: Ach so, du kannst bloß bis zehn zählen!
(wendet sich an die Kinder:) Kinder, nicht weitererzählen, dass der Kasper nur bis zehn zählen kann. Er lernt bestimmt bald, wie man bis zwanzig zählt.
(wendet sich an den Kasper:) Und? Musst du vor zehn Kindern Angst haben?
Kasper: Aower Oma! Ick häff doch nich vör teihn Kinner Angst! Dat sind doch alles ganz leiwe Kinner!
Oma: Genau, das sind alles ganz liebe Kinder!
Kasper: Kinner, sind gi alle ganz leiwe Kinner?
Kinder: Jau!
Kasper: Dann tällt wi noch eenmaol tesammen bis teihn: een, twee, drei, veer, fief, …
Oma: Wir müssen jetzt nach Hause. Komm Kasper, sag „Auf Wiedersehen!“
Kasper: Guet gaohn!
Kinder: Guet gaohn!
Oma: Auf Wiedersehen!
Kinder: Auf Wiedersehen!