Literarische Texte – Prosa“Küöhlenföhern”

Küöhlenföhern (upschriëben vön Rudolf Averbeck)

Kohle ausliefern (niedergeschrieben von Rudolf Averbeck)

Et giff so ‘n schönen Witz vön dat Küöhlenföhern…  Manks wäör dat so kaolt, un dann dää man sick auck so ‘n klein’ Schnäpsken, un een’ ha’ sick tee viël Schnäpskes drunken, un de Piär’ wassen laupen, bes wao ‘t de Küöhle gaff, ganz allene henlaupen.

Es gibt so einen schönen Witz vom Kohle ausliefern…  Manchmal war das so kalt, und dann trank man auch so ein kleines Schnäpschen, und einer hatte sich zu viele Schnäpschen getrunken, und die Pferde waren gelaufen, bis (dahin), wo es die Kohle gab, ganz allein (hingelaufen).

Un he ha’ up ‘m Wagen liägen un schlaopen, nich.

Und er hatte auf dem Wagen gelegen und geschlafen, nich.

Un de Biärglüde: “Mein Gott”, dao buom an ‘e Verladestelle, “Wat makt we demit?” Een’ is up ‘m Infall kuemmen: “Wie leggt ‘ne in ‘n Füörderkuorf!”

Und die Bergleute: „Mein Gott“, da oben an der Verladestelle, „Was machen wir damit?“ Einer ist auf einen Einfall gekommen: „Wir legen ihn in den Förderkorb!“

Un dann häbbt se ‘n in ‘n Füörderkuorf leggt un häbbt ‘n unnen druutlad’, unnen in ‘ne Zeche, in so ‘ne Ecke leggt, un dann is ‘e wier to sick kuemmen. Un dann häbbt de Biärglüde dao so mit Schüppen un Hacken vör emm staohn, un dann is ‘e in ‘e Knei fallen un häff säggt: „Gnädigste Häär Düwel, verschone mi, ick bin in besuopenen Gatt vön ‘e Wiält kuemmen!“

Und dann haben sie ihn in den Förderkorb gelegt und haben ihn unten ausgeladen, unten in der Zeche, so in die Ecke gelegt, und dann ist er wieder zu sich gekommen. Und dann haben die Bergleute da so mit Schaufeln und Hacken vor ihm gestanden, und dann ist er auf die Knie gefallen und hat gesagt: „Gnädigster Herr Teufel, verschone mich, ich bin mit besoffenem Arsch von der Welt gegangen!“

(Erzählt von Ferdinand Homann, aufgezeichnet vom Birgter Schützenverein St. Hubertus am 01.07.1995 im Rahmen einer dokumentarischen Videoaufnahme. Unter der Moderation von Alfred Gehring hatte der Birgter Schützenverein Hubert Stockmann, Alwine Schulz, Josef Laumann, Maria Schräder, Maria Brüggemeier und Ferdi Homann zu einer Gesprächsrunde auf die Sonnenterrasse der Gaststätte Ottenhues eingeladen. Die Teilnehmer erzählten aus der alten Zeit, unter anderem davon, wie früher mit Pferd und Wagen von der Preussag in Ibbenbüren Kohle geholt wurde. In diesem Kontext erzählte Ferdinand Homann den obigen Witz.)

[Anmerkung: sehr authentisches erzählerisches Birgter Gegenwartsplatt]