Das Riesenbecker Platt
nachträgliche Veränderung oder Ergänzung vorhandener Phrasen und neu erfasste Phrasen
Schreibweise Wibbelt – ähnlich
Schreibweise phonetisch
Kleine Phraseologie des Riesenbecker Platt – und einiges mehr
alles vön binnen nao buten kiährn – alles von innen nach außen kehren, alles sehr gründlich durchsuchen
alléß f´ôn binnén n´ø butén kí~´äh:n – alles von innen nach außen kehren, alles sehr gründlich durchsuchen
armsiälig in Tüüg sien – armselig gekleidet sein; auch allgemein: arm sein
a:mßí~´älích ín Tüüch sien – armselig gekleidet sein; auch allgemein: arm sein
Biäter schlecht föehrn äs guet laupen. – Besser schlecht fahren als gut laufen.
Bí~´äté: schlécht f´ö~éhrn äßß chú~ét laupén. – Besser schlecht fahren als gut laufen.
Dao mott man Tiet un Ruhe to häbben. – Dafür muss man Zeit und Ruhe haben.
Dø møtt mán Tiet ún Ruhé to häbbén. – Dafür muss man Zeit und Ruhe haben.
Dat is mi in ‘e Butten schuoten. – Das ist mir in die Knochen geschossen, ich habe mich zu Tode erschreckt.
Dát ißß mi ín ‘é Buttén schú~øttén. – Das ist mir in die Knochen geschossen, ich habe mich zu Tode erschreckt.
Dat is nich mähr äs recht un billig. – Das ist nicht mehr als recht und billig (= gerecht).
Datt ißß ních mäh: äßß récht ún billích. – Das ist nicht mehr als recht und billig (= gerecht).
dat Muul lössdoon – das Maul lostun, reden(derb)
dát Muul lôßßdoon – das Maul lostun, reden(derb)
dat Muul lössmaken – das Maul losmachen, reden (derb)
dát Muul lôßßmakén – das Maul losmachen, reden (derb)
Dat Nieëste, dat is dat Beste oft noog nich. – Das Neueste, das ist das Beste oft genug nicht (= das Alte war oft besser).
Datt Nie~éßté, datt ißß datt Béßté ´øft nooch nich. – Das Neueste, das ist das Beste oft genug nicht (= das Alte war oft besser).
Dat weet ick (“weedick”) auk nich. – Das weiß ich (auch) nicht.
Dát weet ick (“weedick”) auk ních. – Das weiß ich (auch) nicht.
De Foss wesselt wull dat Haor, aower nich siene Nücke. – Der Fuchs wechselt wohl das Haar, aber nicht seine Hinterlist.
De Føßß weßßélt wull dát Høø:, øwé: ních ßiené Nücké. – Der Fuchs wechselt wohl das Haar, aber nicht seine Hinterlist.
De häff auk ‘ne Frau, well mit ‘t Geld guet feddig wätt. – Der hat auch eine Frau, die mit dem Geld gut fertig wird (= die das Geld mit vollen Händen ausgibt).
De häff auk ‘né Frau, well mít ‘t Chéld chú~ét feddích wätt. – Der hat auch eine Frau, die mit dem Geld gut fertig wird (= die das Geld mit vollen Händen ausgibt).
De is immer iärst dann guet tefriäde, wenn ‘e dat Geld unner ‘t Volk bracht häff. – Der ist immer erst dann gut zufrieden, wenn er das Geld unters Volk gebracht hat (= wenn er das Geld ausgegeben hat, meist wenig sinnvoll).
De ißß immé: í~´ä:ßt dann chú~ét téfrí~´ädé, wenn ‘é datt Chéld unné: ‘t V´ølk brácht häff. – Der ist immer erst dann gut zufrieden, wenn er das Geld unters Volk gebracht hat (= wenn er das Geld ausgegeben hat, meist wenig sinnvoll).
De Lüe häbbt immer wat te quatern. – Die Leute haben immer was (über einen) zu quatschen.
De L´ü~é häbbt immé: wát té kwaté:n. – Die Leute haben immer was (über einen) zu quatschen.
De sägg nich viël, denn moss ‘e jedet Waort enzeln ut de Niëse trecken. – Der sagt nicht viel, dem musst du jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen.
De ß´äch ních ví~él, denn møßß ‘é jedét Wø:t énzéln uut dé Ní~ésé treckén. – Der sagt nicht viel, dem musst du jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen.
De sind alle all lange debie wegg. – Die sind alle schon lage dabei weg, die sind alle schon lange tot.
De ßínd allé all lángé débie wéch. – Die sind alle schon lage dabei weg, die sind alle schon lange tot.
De Sonderangebote wäörn all zimmlick utsocht. – Die Sonderangebote waren schon ziemlich ausgesucht.
De Ss´øndéáanchéboté wô:n all zimmlick utß´øcht. – Die Sonderangebote waren schon ziemlich ausgesucht.
een’ mit wat in ‘e Aohrn liggen – jemandem mit etwas in den Ohren liegen, jemanden mit etwas bedrängen, etwas nachdrücklich von jemandem fordern [Dat Lüttke will unbedingt ‘n nieët Rädken häbben, dao ligg et mi all siet ewige Tieten mit in ‘e Aohrn. – Die Kleine will unbedingt ein neues Rädchen haben, da liegt sie mir schon seit ewigen Zeiten mit in den Ohren.]
een’ mít wát ín ‘é Øh:n liggén – jemandem mit etwas in den Ohren liegen, jemanden mit etwas bedrängen, etwas nachdrücklich von jemandem fordern [Dát Lüttké will únbédíngt ‘n nieët R´ädkén häbbén, dø lích ét mi all ßiet ewígé Tietén mít én ‘é Øh:n. – Die Kleine will unbedingt ein neues Rädchen haben, da liegt sie mir schon seit ewigen Zeiten mit in den Ohren.]
een’ scheef üöwer de Schuller ankieken – jemanden schief über die Schulter ansehen (= misstrauisch -, abfällig -, verächtlich -, missbilligend gucken) [Anm.: “üöwer de Schuller” verstärkt die Grundaussage “een’ scheef ankieken”]
een’ scheef ´ü~´ôwé: dé Schullé: ánkiekén – jemanden schief über die Schulter ansehen (= misstrauisch -, abfällig -, verächtlich -, missbilligend gucken) [Anm.: “´ü~´ôwé: dé Schullé:” verstärkt die Grundaussage “een’ scheef ánkiekén”]
een’ üöwer ‘n Dischk trecken – jemanden über den Tisch ziehen, jemanden übervorteilen oder betrügen (s.a.: afschmänten)
een’ ´ü~´ôwé: ‘n Díschk treckén – jemanden über den Tisch ziehen, jemanden übervorteilen oder betrügen (s.a.: affschm´äntén)
Genau mott ‘t wärn – ungenau wätt ‘t vön halleene. – Genau muss es werden – ungenau wird es von alleine (Aufforderung zu genauer Arbeit).
Chénau møtt ‘t wä:n – únchénau wätt ‘t f´ôn halleené. – Genau muss es werden – ungenau wird es von alleine (Aufforderung zu genauer Arbeit).
Half besuopen is weggschmiëten Geld. – (Nur) halb betrunken ist rausgeworfenes Geld.
Hálf béßú~´øpén ißß wéchschmí~étén Chéld. – (Nur) halb betrunken ist rausgeworfenes Geld.
Heien moss du, wenn ‘t Wiär guet is – un nich, wenn dat Gräss lang is. – Heuen musst du, wenn das Wetter gut ist – und nicht, wenn das Gras lang ist (= man muss sich an die Gegebenheiten anpassen).
Hei~én møßß du, wenn ‘t Wí~´ä: chú~étt ißß – unn ních, wenn datt Chräßß láng ißß. – Heuen musst du, wenn das Wetter gut ist – und nicht, wenn das Gras lang ist (= man muss sich an die Gegebenheiten anpassen).
Heien mott man, wenn ‘t Wiär is. – Heuen muss man, wenn das Wetter (danach) ist.
Hei~én møtt mán, wenn ‘t Wí~´ä: ißß. – Heuen muss man, wenn das Wetter (danach) ist.
Heien un frieen, dat döss ‘e manchet Maol ümsüss. – Heuen und freien, das tust du manches Mal vergebens.
Hei~én unn frie~én, datt dôßß ‘é mánchét Møl ümmßüßß. – Heuen und freien, das tust du manches Mal vergebens.
Ick häff kinn Auto un nicks men. – Ich habe kein Auto (und nichts) mehr. [Anm.: ‘und nichts’ verstärkt die Aussage]
Ick häff kinn Auto ún nickß mén. – Ich habe kein Auto (und nichts) mehr. [Anm.: ‘und nichts’ verstärkt die Aussage]
Ick will ju ja nich ansticken, ick haol Afstand. – Ich will euch ja nicht anstecken (mit Corona), ich halte Abstand.
Ick will ju já ních ánstickén, ick haol Affstánd. – Ich will euch ja nicht anstecken (mit Corona), ich halte Abstand.
Immer fien is nimmer fien. – Immer fein ist nimmer fein.
Immé: fien ißß nimmé: fien. – Immer fein ist nimmer fein.
in ‘e Jaohre kuemmen – in die Jahre kommen, das passende Alter erreichen; oft auch: alt werden
ín ‘é Jøhré kú~émmén – in die Jahre kommen, das passende Alter erreichen; oft auch: alt werden
kinn nicks un kinn gar nicks – überhaupt nichts
kinn nickß ún kinn cha: nickß – überhaupt nichts
kinne Luft in ‘e Piepe häbben – keine Luft in der Pfeife haben (= zeugungsunfähig sein)
kinné Lúft ín ‘é Piepé häbbén – keine Luft in der Pfeife haben (= zeugungsunfähig sein)
nich viële Wäörder maken – nicht viele Worte machen, nicht unnötig drum herum reden, direkt zur Sache kommen; schweigsam sein, wenig sprechen
ních ví~élé Wô:dé: makén – nicht viele Worte machen, nicht unnötig drum herum reden, direkt zur Sache kommen; schweigsam sein, wenig sprechen
nicks te verkaupen häbben – nichts zu verkaufen haben (= hinfällig sein, antriebslos sein, leichtkränklich sein)
nickß té fé:kaupén häbbén – nichts zu verkaufen haben (= hinfällig sein, antriebslos sein, leicht kränklich sein)
sick an wat drangiëben – sich an etwas (drangeben) daranmachen [He häff sick faorts an ‘e Arbeid drangiëben. – Er hat sich sofort an die Arbeit gemacht.]
ßick án wát dránchí~ébén – sich an etwas (drangeben) daranmachen [He häff ßick fø:tß án ‘é A:beid dránchí~ébén. – Er hat sich sofort an die Arbeit gemacht.]
sick de Hucke vullsupen – sich die Hucke vollsaufen, sich betrinken
ßick de Hucké fullßupén – sich die Hucke vollsaufen, sich betrinken
sick ‘n witt Pötken maken – (“”sich ein weißes Pfötchen machen””) sich anbiedern, sich einschmeicheln
ßíck ‘n witt Pötkén makén – (sich ein weißes Pfötchen machen) sich anbiedern, sich einschmeicheln
sick up de Kneië kloppen – sich auf die Knie schlagen, Freude zum Ausdruck bringen [He kloppede sick vör Spass up de Kneië. – Er schlug sich vor Freude auf die Kniee.]
ßick upp dé Knei~é kløppén – sich auf die Knie schlagen, Freude zum Ausdruck bringen [He kløppédé ßick fö: Spaßß upp dé Knei~é. – Er schlug sich vor Freude auf die Kniee.]
Stopp di Watte in ‘e Aohrn! – Stopf dir Watte in die Ohren! (sagt man, wenn sich jemand über Lärm beschwert)
Støpp di Watté ín ‘é Øh:n! – Stopf dir Watte in die Ohren! (sagt man, wenn sich jemand über Lärm beschwert)
up Düwel kumm rut – auf Teufel komm raus, um jeden Preis, unbedingt [He moss dat Auto up Düwel kumm rut häbben. – Er musste das Auto auf Teufel komm raus haben.]
upp Düwél kumm rut – auf Teufel komm raus, um jeden Preis, unbedingt [He møßß dát Auto upp Düwél kumm rut häbbén. – Er musste das Auto auf Teufel komm raus haben.]
Up eenen mähr off weiniger kümmp et nich druppan. – Auf einen mehr oder weniger kommt es nicht (drauf) an.
Upp eenén mäh: øff weinígé: kümmp ét ních druppán. – Auf einen mehr oder weniger kommt es nicht (drauf) an.
“Vör hunnert Jaohrn hadde de all lange üöwern Pueken kiëken.” – “Vor hundert Jahren hätte die schon lange über den Hauklotz geguckt (= wäre die schon längst geköpft worden).” (Aussage anlässlich der Scheidung von Lady Di)
“F´ô: hunné:t Jøhrn haddé de all lángé ´ü~´ôwé:n Pú~ékén kí~ékén.” – “Vor hundert Jahren hätte die schon lange über den Hauklotz geguckt (= wäre die schon längst geköpft worden).” (Aussage anlässlich der Scheidung von Lady Di)
Wao tweeë satt wärd’, dao wärd’ auk dreië satt. – Wo zwei satt werden, da werden auch drei satt.
Wø twee~é ßatt wä:d’, dø wä:d’ auk drei~é ßatt. – Wo zwei satt werden, da werden auch drei satt.
Wat nich stuohlen is off brannt, dat find’ sick alles wier. – Was nicht verloren ist oder verbrannt, das findet sich alles wieder.
Watt ních stú~´øhlén ißß øff brannt, datt fínd’ ßick alléß wí~é:. – Was nicht verloren ist oder verbrannt, das findet sich alles wieder.
Wenn olle Schüern brennt, dann brennt se lichterloh. – Wenn alte Scheunen brennen, dann brennen sie lichterloh (über verliebte alte Leute).
Wenn øllé Schü~é:n brennt, dann brennt se líchté:loh. – Wenn alte Scheunen brennen, dann brennen sie lichterloh (über verliebte alte Leute).
Wi häbbt alles üm- un ümmekrempelt, aower wi konnen et nich finnen. – Wir haben alles um- und umgekrempelt (= gründlich durchsucht), aber wir konnten es nicht finden (= die Suche war erfolglos).
Wi häbbt alléß ´üm- ún ümmékrémpélt, øwé: wi kønnén ét ních finnén. – Wir haben alles um- und umgekrempelt (= gründlich durchsucht), aber wir konnten es nicht finden (= die Suche war erfolglos).