Dat Riesenbiëckske Platt… un dat Wiär (Sprichwörter, Redensarten, Wortgebrauch)

Dat Riesenbiëckske Platt –

 … un dat Wiär

In früheren Zeiten waren die Menschen viel direkter mit dem Wetter verbunden als heute. Das spiegelt sich auch in der plattdeutschen Sprache wider, wie sie in Riesenbeck heute gesprochen wird. Dieses Riesenbecker Platt der Gegenwart wird von mir seit 35 Jahren dokumentarisch erfasst und beinhaltet mittlerweile annähernd das gesamte gesprochene Riesenbecker Platt. Da grundsätzlich nur tatsächlich Gehörtes in diese Dokumentation aufgenommen wird, hat sie eine hohe Authentizität.

Aus diesem sehr umfangreichen Sprachmaterial habe ich das Wortfeld „Wiär = Wetter“ herausgefiltert. Es ergab sich ein höchst interessanter Einblick nicht nur in die plattdeutsche Sprache, sondern auch in das -oft weit in der Vergangenheit liegende- Lebensumfeld der Riesenbecker. Angesichts der annähernden Vollständigkeit des Sprachmaterials sind nicht nur die herausgefilterten Vokabeln, Sprichwörter, Redewendungen, Wortgebrauch etc. aufschlussreich, sondern genauso auch deren Fehlen, wenn sie eigentlich vorkommen sollten.

Aufgeführt habe ich hier  a l l e  Wörter des Wortfeldes „Wiär“, soweit sie in der Dokumentation enthalten sind; dabei sind auch Wörter erfasst, die zum erweiterten Wortfeld „Wiär“ gehören (z.B. verklummern = durchfrieren). Auch wenig bekannte Wörter wie „Waterlecht“, „Wiärkärße“ oder „usselig“ sind daher in dieser Zusammenstellung aufgeführt. Nicht aufgeführt sind Wörter, die sich vom Hochdeutschen nur in Aussprachedetails unterscheiden (z.B. „wolkenverhangen“).

Einiges fällt schnell ins Auge. So scheinen sich die meisten Wörter, Wetterregeln etc. mit dem Bereich „Regen“ zu beschäftigen. Andere Bereiche wie „Winter“ oder „Jahreszeiten“ tauchen deutlich seltener auf. Überhaupt geht es oft um schlechtes Wetter und dessen Früherkennung, selten aber um gutes Wetter.

Die Bedeutung des Wetters erkennt man auch an Wetter-Wörtern mit direktem Bezug zum Alltag, z.B. an Wörtern wie „Drügewiär = gutes Wetter zum Heu- und Strohtrocknen“, „Puotwiär = gutes Wetter zum Pflanzen“ oder „wössig Wiär = Wetter, bei dem es gut wächst“.

Aus dem Verhalten von Tieren wurden Rückschlüsse auf künftiges Wetter gezogen (Stinkt der Hund? Wollen die Hühner nicht in den Stall?), aber auch sonst wurde genau beobachtet (Schwitzt die Betondiele? Wird der Rauch durch den Kamin ins Haus gedrückt?). Dahinter stehen ganz handfeste uralte Erfahrungen, die sich für die Wettervorherschau früher bewährt hatten und die in Zeiten von Wetterberichten im Fernsehen in Vergessenheit geraten.

Gut darstellen lässt sich am Beispiel des Wortfeldes „Wiär“ auch etwas ganz anderes: die schleichende Aufnahme hochdeutscher Wörter ins Riesenbecker Platt. So werden öfters neben rein plattdeutschen Wörtern auch verhochdeutschte Wörter oder sogar rein hochdeutsche Wörter verwendet (z.B. „Ruuriep / Rauriep“ oder „verwiärn / verwittern“.

Mehrfachbedeutungen wurden aus Platzgründen auf den Bereich Wetter beschränkt (z.B. bedeutet „Wiärwind“ nicht nur -wie hier aufgeführt – Wirbelwind, sondern auch Ackerwinde (Wildkraut). Das gesprochene Gegenwartsplatt unterscheidet sich, wie man vielfach sehen kann, deutlich vom Platt der Urgroßeltern.

Das Besondere an diesem Beitrag ist das annähernd vollständige Wortfeld „Wiär“. Um das gesamte Material in diesem Kreisjahrbuch darstellen zu können, habe ich es in zwei Blöcke aufgeteilt: Sprichwörter/Redensarten/Wortgebrauch sowie Vokabular. Wie bei einem Mosaik ergibt das gesamte Material ein umfassendes, lebensnahes und auch kulturhistorisch aussagekräftiges Bild des Wetters im Riesenbecker Platt.

Sprichwörter, Redensarten, Wortgebrauch

äöserig Wiär
schlechtes Wetter

Aomdraut – guet Wiär baut, Muornraut – schlecht Wiär baut.
Abendrot bringt gutes Wetter, Morgenrot bringt schlechtes Wetter.

Bie dat Wiär halt m‘ sick wat!
Bei dem Wetter holt man sich was (eine Erkältung).

Bie Grummelwiär gaff ‚t Bissebotter.
Bei Gewitterwetter missrät die Butter.

Dao braut sick ’n Unnerwiär tesammen.
Da braut sich ein Unwetter zusammen.

Dao häff mi de Lorenz up ‚t Fell brannt.  
Da hat mir die Sonne auf’s Fell gebrannt.

Dat Auto wäör ganz toschnieët.
Das Auto war ganz zugeschneit.

Dat gaff bloß eene Ruuschke vull Riängen.
Das gab bloß einen starken Platzregen.

Dat Grundies geiht buten.
Es friert stark.

Dat is guet Wiär för de laten Poggen.
Das ist gutes Wetter für die späten Frösche. (sagt man über einen verregneten Herbst)

Dat is richtig Waterlecht.
Das hellt richtig auf zwischen den Schauern.

Dat lagg an ‚t Wiär un doone.
Das lag am Wetter und so weiter (… nicht wahr).

Dat miäste fällt vörbie.
Das meiste fällt vorbei (Trostspruch bei Regen).

Dat riängede, dat di ‚t ut de Bucksenbeene wier rutlöp.
Das regnete, dass es dir aus den Hosenbeinen wieder herauslief.

Dat sütt nao Riängen ut.
Das sieht nach Regen aus.

Dat Unnerwiär treckt bie Striepen.
Das Unwetter zieht strichweise (auf).

Dat vergeiht äs Schnee vör de Sunne. 
Das vergeht wie Schnee in der Sonne.

Dat Wiär is de ratzbiedale.
Das Wetter ist sehr schlecht.

Dat Wiär is schäbbig.
Das Wetter ist unschön (nieselig, regnerisch).

Dat Wiär schlött üm.
Das Wetter schlägt um.

De Aprilschuers blieft selten ut.
Die Aprilschauer bleiben selten aus.

De Diek frös in.
Der Teich fror ein.

De Drei Küönige, de bauet Brüggen oder de briäket Brüggen.
Die Drei Könige (= 6. Januar) bauen Brücken oder brechen Brücken.

De Fraulüe häbbt et wier an ‚t Pengeln, de gaoht üöwer Land.
Die Frauen treiben sich herum, die gehen über Land (= es kommt Regen auf).

De Grund wass steenhatt fruorn.
Der Boden war steinhart gefroren.

De Iesblomen wasst.
Die Eisblumen wachsen (= es wird kälter.)

De Langwämse trecket.
Es regnet stark mit schräg fallenden dicken Regentropfen.

De Luft is verschlagen.  
Die Luft ist leicht angewärmt.

De Märden, de mott niëgen Sunnendage häbben.  
Der März muss (mindestens) neun Sonnentage haben.

De Rüe stinkt, et giff Riängen.  
Der Hund stinkt, es gibt Regen.

De Sunne kölpert.  
Die Sonne lauert hinter den Wolken.

De Sunne leckt denn Schnee up.
Die Sonne leckt den Schnee auf.

De Sunne schinnt falschk.  
Die Sonne scheint fahl. (kurz vor einem Regen)

De Wind, de halt gärne wat löss.  
Der Wind, der führt gerne zu Wetterumschwüngen.

De Wind sitt in ‚t Lock.  
Der Wind kommt aus dem (kalten) Osten.

De Wind sitt vön Jaohr fröh in ‚t kaole Lock.
Der Wind bläst dieses Jahr früh aus Osten (= früher Winter).

Et betreck(t) sick.
Es bezieht sich, es bewölkt sich.

Et frös lesste Nacht.  
Es fror letzte Nacht.

Et früss, dat ‚t knappet. 
Es friert, dass es knackt.

Et gaff  ’n Packen Schnee. 
Es gab eine Menge Schnee.

Et giff mooi Wiär. 
Es gibt schönes Wetter.

Et gönk kinn Lüf(t)ken. 
Es ging kein Lüftchen.

Et häff butt noog riänget.  
Es hat heftig genug geregnet.

Et häff de ganze Nacht düörschnieët. 
Es hat die ganze Nacht durchgeschneit.

Et häff mäötig wat Riängen giëben.
Es hat einigermaßen viel Regen gegeben.

Et häff riepet.  
Es hat Raureif gegeben.

Et häff ‚t wier an ‚t sübbeln.
Es ist wieder am nieseln.

Et is an ‚t Fittken.  
Es ist sehr fein am Nieseln.

Et is dao Wiär.  
Es ist Tauwetter.

Et is guet Drügewiär för ‚t Strauh.  
Es ist gutes Trocknungswetter fürs Stroh.

Et is kinn Saoterdagg so klein, off de Sunne, de lött sick seihn.  
Es ist kein Samstag so klein, aber die Sonne, die lässt sich sehen.

Et is upwiärt. 
Es ist aufgeklart.

Et kölpert guet.  
Es ist sehr wechselhaft.

Et riänget Packsbänder. 
Es regnet Bindfäden.

Et sett’e Riängen in.  
Es setzte Regen ein.

Et sett‘ sick up.
Es türmt sich auf, die Wolken türmen sich (vor einem Gewitter) auf.

Et sett‘ up.  
Es ziehen Wolken auf, bevor es gewittert.

Et treckt (auch: sett‘) schwatt up.
Es zieht schwarz auf, es gibt ein Gewitter.

Et häff hatt fruorn.
Es hat stark gefroren.

Friedaggswiär is Sunndaggswiär.
Freitagswetter ist Sonntagswetter (Wetterregel: sonntags ist das Wetter wie am Freitag davor).

Fröher würd iärst nao de Iesblomen an ‚t Fenster kiëken, dann wüss man faorts, wu kaolt äs ‚t wäör.  
Früher wurde (morgens) zuerst nach den Eisblumen am Fenster gesehen, dann wusste man sofort, wie kalt es (letzte Nacht) war.

füörsterig Wiär 
Wetter zum frösteln

Gott bewahr us vör Füer un Wind un Lüe, well nich ährlick sind.
Gott bewahre uns vor Feuer und Wind und Leuten, die nicht ehrlich sind.

Gröne Wiehnachten  –  witte Ostern. 
Grüne Weihnachten, weiße Ostern. (alte Bauernregel, die selten genug stimmt)

Grummelt ‚t up ‚t saore Toog, dann giff ‚t dat ganze Jaohr genoog.
Grummelt es auf den blattlosen Zweig (gemeint ist: im Winter oder im zeitigen Frühjahr vor dem Blattaustrieb), dann gibt es das ganze Jahr genug.

guet Puotwiär  
gutes Pflanzwetter

Haol di ut de vernienige Luft rut.
Halte dich aus der verunreinigten (z.B. stark staubigen) Luft raus.

He häff de Katte nich guet fohert. 
Er hat die Katze nicht gut gefüttert (sagte man, wenn es im unpassenden Moment regnete).

He häff  ’ne Ruuschke afkriëgen.
Er hat einen Sturzregen abbekommen.

He wäör total verklummert. 
Er war total durchgefroren.

Hiärfstdagg, dao kanns up ‚t Wiär nich men up an. 
Im Herbst kann man sich aufs Wetter nicht mehr verlassen. (Herbstwetter ist unberechenbar).

Ick früör bie de Külde. 
Ich fror bei der Kälte (auch: Ich fröre bei der Kälte).

Is de Luft schwemmerig, dann giff ‚t wänne ’n Gewitter.
Ist die Luft (im Sommer) leicht diesig, dann gibt es bald ein Gewitter.

Jedet Grummelschuer häff sienen eegenen Wind.  
Jedes Gewitter hat seinen eigenen Wind (= jeder Streit hat seinen eigenen Hintergrund).

kaolt äs ’n Narre  
sehr kalt

Kiek äs dat Muornraut; de Engelkes sind wier an ‚t Plätzkes backen.  
Guck mal, das Morgenrot; die Engelchen sind wieder am Plätzchen backen.

Lechmiss hell un klaor, giff ’n guet (Roggen)jaohr.
Ist es auf Lichtmess hell und klar, gibt es ein gutes (Roggen)- jahr.

Ligg de Maone up ’n Rüggen, geiht dat Water üöwer alle Brüggen.
Liegt der Mond auf dem Rücken, geht das Wasser über alle Brücken (= bei liegender Mondsichel regnet es oft).

Märdenschnee dött de Saoten weh.
Märzenschnee tut den Saaten weh.

Mairiängen breng Siängen.
Mairegen bringt Segen.

Maondagg wätt kinne Wiäke olt. 
Der Montag wird keine Woche alt (= so wie die Woche am Montag beginnt, so bleibt es nicht, z.B. beim Wetter, bei der Arbeit etc.).

Mi früss.  
Mich friert.

’n Schuer afkriegen  
ein Schauer abkriegen, auch: ausgeschimpft werden

’n verriängetet Jaohr 
ein verregnetes Jahr

Naordenstoff giff ’n drügen Hoff.  
Feiner Nieselregen aus Nord gibt einen trockenen Hof. (Wetterregel, derzufolge einem sehr feinen Nieselregen aus dem Norden oft eine längere Trockenzeit folgt.)

Novemberfloot jeden Muonat Floot.
Novemberflut jeden Monat Flut. (=wenn es im November stark regnet, dann regnet es viele Monate lang stark, dann wird das nächste Jahr ein nasses Jahr).

Petrus treckt dat Schütt löss.  
Petrus öffnet die Schleusen (= er lässt es regnen).

quakelig Wiär
unbeständiges Wetter

quakelhaftig Wiär
wechselhaftes Wetter

Schäöpkeswolken wärd‘ to Kaihe, un Kaihe büört ’n Stiärt.
Wenn es Schäfchenwolken gibt, dann regnet es bald.

Schinnt de Sunne up ‚t natte Twick, dann spöllt et alle Augenblick.
Scheint die Sonne auf den nassen Zweig, dann gießt es alle Augenblicke.

schudderig Wiär
nasskaltes Wetter

Se häbbt et vör luter Niëwel nich seihn konnt.
Sie haben es vor lauter Nebel nicht sehen können.

So ’n Schietwiär – Scheefriängen und Blackschnieën!
So ein Scheißwetter – Schlagregen und Schneeregen!

Strenge Häärns regeert nich lange.
Strenge Herren (= Winter) regieren nicht lange.

Sünte Janns rüset gärne.
Zu Sankt Johannes (24.06.) gibt es oft schlechtes Wetter.

Te Allerhillgen gaff ‚t oft all ’n Schniäk.
Zu Allerheiligen gab es oft schon einen Wintereinbruch.

Te Allerhillgen gaff ‚t oft all ’n Winterschniäk.
Zu Allerheiligen gab es oft schon einen Wintereinbruch.

Unnerweggens gaff ‚t ’n Sanktus vön buom.
Unterwegs gab es einen Segen von oben (= es regnete).

unwies kaolt
sehr kalt

unwies Wiär
verrücktes Wetter

Up Ruufuorst, dao spöllt ‚t gärne.
Auf Raureif spült (= regnet) es gerne.

Viël Wind in ’n Fröhjaohr giff ’n schraoh Fröhjaohr.
Viel Wind im Frühling gibt einen mageren Frühling.

Wao de Wind Ostermuorns sitt, dao sitt ‚e bis Pinksten, vör allen, wenn ‚e ut ‚t kaole
Lock kümmp.
Wo der Wind Ostermorgens sitzt, da sitzt er bis Pfingsten, vor allem, wenn er aus Osten weht.

wassend Wiär
wüchsiges Wetter, Wetter, bei dem es gut wächst

Wat sick dat Wiär nich schiämt, dat mott m‘ sick söffs auk nich schiäm‘.
Wofür sich das Wetter nicht schämt, dafür muss man sich selbst auch nicht schämen (= man darf sich ohne weiteres dem Wetter entsprechend anziehen).

Wenn aoms de Müggen danzt, is annern Dagg guet Wiär.
Wenn abends die Mücken tanzen, dann ist am nächsten Tag gutes Wetter.

Wenn de Dage anfangt te längen, dann fänk de Winter an te strengen.
Wenn die Tage anfangen zu längen, dann fängt der Winter an zu strengen.

Wenn de Dage länget, dann de Winter strenget.
Wenn die Tage längen, dann wird der Winter strenger.

Wenn de Betondiäle schweet‘, dann giff ‚t Riängen.
Wenn die Betondiele schwitzt, dann gibt es Regen.

Wenn de Blagen viël singt un utgelaoten sind, dann giff ‚t ’n ännern Dagg unwies Wiär.
Wenn die Kinder viel singen und ausgelassen sind, dann gibt es am nächsten Tag ein Unwetter.

Wenn de Fraulüe bie’neenerstaoht in Tröppe to ‚t Quatern, dann giff ‚t Riängen.
Wenn die Frauen in Gruppen zusammenstehen zum Quasseln, dann gibt es Regen.

Wenn de Hohner in ’n Riängen laupt, dann riänget ‚t länger.
Wenn die Hühner im Regen laufen, dann regnet es länger (bei kurzem Regen gehen die Hühner ins Hühnerhaus).

Wenn de Hohner nich up Tiet nao ’n Wiemel gaoht, dann gifft ’n annern Dagg Riängen.
Wenn die Hühner nicht rechtzeitig auf die Hühnerstangen gehen, dann gibt es am nächsten Tag Regen.

Wenn de Kaihe an ‚t Bissen fanget, dann sitt ‚t Schuer in ‚e Luft.
Wenn die Kühe anfangen, unruhig hin- und herzuspringen, dann liegt das Schauer in der Luft. (Kühe werden bei Schwüle vor dem Gewitter wegen der vielen Fliegen unruhig)

Wenn de Katte düör ’n Büen miegt, dann giff ‚t „Riängen“.
Wenn die Katze durch den (Dach)boden pinkelt, dann gibt es „Regen“. (scherzhafte Wetterregel)

Wenn de Maone ’n Hoff häff, dann riänget ‚t binnen drei Dage.
Wenn der Mond einen Hof hat, dann regnet es binnen drei Tagen.

Wenn de Pott lüerig wurn is, dann giff ‚t muorn guet Wiär.
Wenn der Topf leer geworden ist, dann gibt es morgen gutes Wetter.

Wenn de Qualm nao unnen stött, dann giff ‚t Riängen.
Wenn der Qualm (im Schornstein) nach unten gedrückt wird, dann gibt es Regen.

Wenn de Rüen Gräss frett, dann giff ‚t wänne Riängen.
Wenn der Hund Gras frisst, dann gibt es bald Regen.

Wenn de Schnee so ächter de Höke liggenbliff, dann wochtet ‚e up nieën.
Wenn der Schnee so hinter den Ecken liegenbleibt, dann wartet er auf neuen.

Wenn de Specht lachet, dann giff ‚t Riängen.
Wenn der (Grün)specht lacht, dann gibt es Regen.

Wenn de Sunne in ‚t Nöst krüpp, dann riänget et denn naichsten Dagg.
Wenn die Sonne ins Nest kriecht (= wenn die Sonne in Wolken untergeht, während der Großteil des Himmels wolkenfrei ist), dann regnet es am nächsten Tag.

Wenn de Sunne steck, dann giff ‚t ’n Grummelschuer.
Wenn die Sonne sticht, dann gibt es ein Gewitter.

Wenn de Wind in ’n Schuorssteen stött, dann giff ‚t Riängen.
Wenn der Wind in den Schornstein drückt, dann gibt es Regen.

Wenn Höhner in ’n Riängen laupet, dann höllt ‚t noch lange nich in.
Wenn Hühner im Regen laufen, dann hört es noch lange nicht auf (zu regnen).

Wenn Hüörssel häör is, dann wätt ‚t kaolt.
Wenn man (die Züge in) Hörstel hören kann, dann wird es kalt. (Spruch aus Riesenbeck; in Birgte sagte man statt Hörstel Ibbenbüren)

Wenn kaole Föte in ’n Ümlaup sind, dann giff ‚t wänne Schnee.
Wenn viele Leute kalte Füße haben, dann gibt es bald Schnee.

Wenn ‚t in ’n Palmstock drüppelt, dann drüppelt ‚t auk in ’n Wiëselbaum.
Wenn es in den Palmstock tröpfelt, dann tröpfelt es auch auf den Heuwagenbalken (= regnet es auf Palmsonntag, dann regnet es auch in der Erntezeit).

Wenn ‚t in ‚t Fröhjaohr an ‚t Blaosen is, dann bliff ‚t de gärne bie.
Wenn es im Frühjahr am Blasen (= Wehen) ist, dann bleibt es gerne dabei (= dann weht es oft lange).

Wenn ‚t üm fief Uhr anfänk te riängen, dann giff ‚t gärne ’n Aomdriängen.
Wenn es um fünf Uhr anfängt zu regnen, dann gibt es gerne einen Abendregen (= es gibt einen ergiebigen Dauerregen).

Wenn ‚t viële Eckeln giff, dann giff ‚t ’n kaolen Winter.
Wenn es viele Eicheln gibt, dann gibt’s einen kalten Winter.

Wenn ‚t Wiärks in ’n Grund is, dann mott ‚t drei Dage riängen, dann giff ‚t ’n guet Jaohr.
Wenn das Kram (= die Saat) im Boden ist, dann muss es drei Tage regnen, dann gibt es ein gutes Jahr.

Wi kuemmt nich ut ‚t kaole Lock.
Wir kommen nicht aus dem kalten Loch (= es bleibt weiter kalt).

Wintersunne wiärmt nich harre.
Wintersonne wärmt nicht sehr.

wössig Wiär
wüchsiges Wetter